Redebeitrag: Sharon Adler

Triggerwarnung: Dieser Beitrag thematisiert Gewalt. Insbesondere enthält er einen Absatz mit drastischen Beschreibungen sexualisierter Gewalt.

Heute ist der 8. März. Der Internationale Frauentag. Ein Tag, auf den ich mich sonst immer gefreut habe, vor allem, seit wir es erreichen konnten, dass er als ein Feiertag in Berlin anerkannt wurde.

Nicht 2024. Für mich ist heute der 7. Oktober 2023. Denn für mich ist seit dem 7. Oktober 2023 die Welt eine andere, die Welt in Israel, der jüdischen Community weltweit. 1200 Menschen wurden gefoltert, erniedrigt, ermordet, 240 verschleppt, darunter ein Baby, Kleinkinder, Alte, Kranke.

5 Monate sind seit dem 7. Oktober vergangen und täglich erfahren wir mehr Details darüber, wie und wo die Menschen ermordet wurden, davon, wie sie verzweifelt versucht haben, sich und andere zu retten. Diese Verbrechen, aber auch die Leben und Träume der Menschen vor dem 7. Oktober dürfen nicht vergessen werden!

Der 7. Oktober war ein Verbrechen gegen Jüdinnen und Juden, und ganz gezielt gegen Frauen und Mädchen. Tag für Tag erfahren wir in den Testimonials der Überlebenden, der wenigen Freigelassenen mehr und mehr grausame Details.

Wir erfahren von den Frauen und Mädchen, die so lange von Mehreren vergewaltigt wurden, bis ihre Becken brachen, deren Genitalien, Brüste, Gesichter verstümmelt wurden, von schwangeren Frauen, denen der Bauch aufgeschnitten wurde, ihr Kind an der Nabelschnur erschossen wurde. Wir wissen davon, dass die Terroristen und ihre Unterstützer gezielt die Frauen und Mädchen erniedrigen wollten – oft vor den Augen ihrer Familie, Partner*innen, als ein Zeichen der Macht von Männern über Frauen.

„Believe the victim“ ist das Credo des Feminismus.

Seit dem 7. Oktober habe ich auf ein Zeichen der Frauenorganisationen und führenden Feminist*innen gewartet, dass sie die sexualisierte Gewalt gegen die Frauen in Israel thematisierten, anerkannten, verurteilten. Als Journalistin, als Herausgeberin der AVIVA-Berlin habe ich am 25. November 2023, dem Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen, jede einzelne eingehende Pressemitteilung nach einem Wort, einem Zeichen der Solidarität oder auch nur Anteilnahme zum 7. Oktober gesucht. Vergeblich. Es gab keins. Weder von UN Women, noch von Terre des Femmes, auch nicht von medica mondiale.

Es gab nicht nur kein Zeichen, es gab auch etwas, das beinah genauso schockierend ist, für mich, für die jüdische Community, für jüdische Feminist*innen: Denial, Verleugnung. Einmal mehr hat sich gezeigt, dass antisemitische Codes auch in sogenannten queerfeministischen und linken Kreisen Bestand haben, da hieß es gern, „wir haben keine Beweise“ und „sie haben die Vergewaltigungen ja möglicherweise nur erfunden“

Was ich vor allem erlebt habe, war und ist eine Entsolidarisierung von den Opfern, eine Entsolidarisierung mit Jüdinnen, mit Israelinnen.

Dieses Schweigen und Verschweigen ist – für mich – eine absolute Bankrotterklärung des Feminismus.

#BelieveIsraeliWomen.

Die Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen für sexuelle Gewalt in Konflikten, Pramila Patten, brauchte zwei lange Monate lang die Beweise von sexueller Gewalt anzuerkennen, die von der Hamas und palästinensischen Zivilisten aus Gaza während des Massakers begangen wurden. Beweise, die ihr vorlagen, denn die Täter haben ihre Taten gefilmt. Erst nach 150 Tagen und nur auf Druck von jüdischen und israelischen Menschrechtsabgeordneten hat sie nun endlich öffentlich erklärt: „Clear and convincing information that hostages in Gaza subjected to sexual violence“

Rape is rape. Gewalt gegen Frauen ist ein Verbrechen. Ich frage: Passt das Leid der Israelinnen nicht in die Narrative feministischer Organisationen? Sind jüdische Opfer sexualisierter Gewalt weniger wert?

#MeToo_UNless_UR_a_Jew!

Ich rufe auf zur Teilnahme an den Social-Media-Kampagnen, macht die sexualisierte Gewalt sichtbar, stellt euch an die Seite der Frauen.

Während wir hier stehen und während sich auch nichtjüdische Feminist*innen hier solidarisieren, sind noch immer 14 Frauen und Mädchen in der Gewalt von Vergewaltigern sind, die, while we speak, permanenter sexueller Gewalt ausgesetzt sind.

Bring them home now!

In diesem Jahr gibt es für mich nur einen einzigen Grund, den Internationalen Frauentag zu begehen. Die Freilassung der Verschleppten zu fordern.

Vierzehn der 19 genannten Frauen sind vermutlich noch am Leben, während fünf Frauen bekanntermaßen in der Gefangenschaft getötet wurden. Say their names:

Naama, Judy, Noa, Romi, Arbel, Carmel, Maya, Eden, Inbar, Doron, Liri, Daniela, Shiri, Shani, Karina, Amit, Agam, Ofra, Emily.

BRING THEM HOME NOW. Bring Back our GIRLS! BRING THEM HOME NOW

Stellt euch weiterhin an unsere Seite, hängt die Poster der gekidnappten Menschen auf, stellt euch an die Seite der jüdischen Feminist*innen!

Danke an euch alle, dass ihr heute hier seid, danke an die Veranstalter*innen, danke an das Bündnis FEMINISM UNLIMITED!