Redebeitrag: Gruppe Vitka

Für den Feminismus – gegen jeden Antisemitismus!

Vor Oktober letzten Jahres hätten wir nicht für denkbar gehalten, dass gewisse feministische Mindestforderungen einfach so über Bord geworfen würden. Eine dieser Mindestforderungen lautet: Glaubt den Betroffenen. Eine andere: Unterstützt die Betroffenen. Das Versprechen, an der Seite von Opfern sexueller Gewalt zu stehen, wurde in den vergangenen fünf Monaten hundertfach gebrochen – und das ausgerechnet von feministischen Organisationen, Gruppen und Aktivist*innen. Genau wegen dieser Empathielosigkeit, der fehlenden Solidarität und der Verklärung des antisemitischen Terrors als Befreiungskampf sind wir heute hier. 

Denn das, was am 7. Oktober im Süden Israels passiert ist, war ein massenhafter Femizid, es war die massenhafte Anwendung sexueller Gewalt, Misshandlung, Entstellung und Folter. An diesem Shabbat schossen Hamas und Islamischer Jihad 3.000 von Iran finanzierte Raketen auf Israel, sie drangen in Dörfer und Kibbuzim ein, brannten ganze Orte nieder, ermordeten 1145 Menschen und verschleppten 253 Menschen in den Gaza-Streifen. Sie misshandelten und ermordeten Menschen jeden Alters, sie vergewaltigten zahlreiche Frauen und, wie mittlerweile bekannt ist, auch einige Männer. In den Straßen Gazas stellten sie die nackten und misshandelten Körper von Frauen als Kriegstrophäen zur Schau. Ihre Taten dokumentierten die Terroristen selbst mit High Tech-Body Cams. Sie sind also nicht nur forensisch, medizinisch und behördlich nachgewiesen, sondern wurden von den Tätern selbst hundertfach aufgezeichnet und verbreitet. Frauen waren nicht zufällig, weil sie eben da waren, Opfer des Pogroms am 7. Oktober, sondern weil sie ein besonderes Feindbild in der verschränkten antisemitischen und misogynen Ideologie der Islamisten darstellen. 

Es ist unerträglich.

Und umso unerträglicher ist es, dass sich kurz nach dem antisemitischen Pogrom und auch heute am 8. März, allen Ernstes feministische Gruppen hinstellen und ihren antisemitischen Wahn verbreiten. Da sind die einen, die die Taten der Hamas am 7. Oktober in antisemitischer Manier leugnen – und das trotz der Beweise, die die islamistischen Terroristen ja sogar selbst in die Welt hinausgeschossen haben. Sie behaupten, es gebe keine glaubhaften Belege, dass all das nur israelische Propaganda gewesen sei und sich schließlich keine der Betroffenen selbst zu Wort gemeldet hätte – als wäre das der Maßstab, den sie in jedem anderen Kontext für Opfer solcher Misshandlungen anlegen würden. 

Und dann sind da diejenigen, die von einem vermeintlichen Kontext sprechen, in dem sie Vergewaltigung, Mord und Verschleppung als legitimen Widerstand verklären können. Sie machen sich noch nicht einmal die Mühe, ihre Freude über die angebliche nun praktisch gewordene Dekolonisierung zu verbergen – im Gegenteil. Sie kumpeln mit islamistischen Terrororganisationen.

Wir kennen diese Debatten, diese Ausschlüsse, diese Entwertungen feministischer Grundsätze seit Jahren – und immer, wenn wir Antisemitismus kritisiert haben, galten wir als Nestbeschmutzerinnen. Nach dem 7. Oktober stehen wir diesen Gruppen, Aktivistinnen, Organisationen unversöhnlich gegenüber: Wir wollen nie wieder etwas mit ihnen zu tun haben. Eine feministische Solidarität, die höchstens selektiv funktioniert und die ganz bewusst Jüdinnen und Israelinnen ausschließt, ist nichts wert. Und wenn genau diese Feministinnen dann »Jîn Jihan Azadi!« rufen, dann lasst uns nicht vergessen, wie sie diese Parole entwerten und hijacken, wenn sie islamistische Unterdrückung an anderen Orten ignorieren, leugnen und relativieren. 

Wir kämpfen für einen Feminismus, der die Befreiung aller Frauen und Queers will, der keine Ruhe gibt, solange unsere Schwestern unterdrückt werden. Und wir werden auch keine Ruhe geben, solange die Menschen, die am 7. Oktober verschleppt wurden, nicht nach Hause zurückkehren. 

Liri Elbag, Carina Ariav, Noa Argamani, Emily Damari, es ist unerträglich, dass diese Kämpfe auf Eurem Rücken ausgetragen werden.

Wir hoffen, dass ihr bald nach Hause kommen könnt, Amit Buskila, Agam Berger und Romi Gonen. 

Wir stehen hier auch für dich, Shiri Bibas – für Dich und Deine gesamte Familie, besonders Deine beiden Kinder Ariel und Kfir. 

Carmel Gat, Eden Yerushalmi, Doron Steinbrecher – wir glauben Euch. Wir sehen Euch.

Wir kämpfen für einen Feminismus, der Euch nicht vergisst, Arbel Yahud, Danielle Gilboa und Naama Levi. 

Momentan sind noch immer 19 Frauen, zwei Kinder und 120 Männer in Gaza gefangen. Sie müssen unbedingt nach Hause kommen. Bring them home now!

Lasst uns heute für einen Feminismus auf die Straße gehen, der es wert ist. Gegen jeden Antisemitismus! Nieder mit der Hamas und den islamistischen Terrorbanden! Nieder mit dem Patriarchat!